Mit einer 20-minütigen Fährfahrt ging es über die Straße von Messina nach Sizilien. Unser erstes Ziel war Taormina, von dort ging es weiter im Uhrzeigersinn um die Insel.
Taormina
Für Taormina hatten wir den Tipp bekommen, auf einem Stellplatz in Naxos zu übernachten und mit dem Bus hinauf nach Taormina zu fahren. Für knapp 3 Euro brachte uns der Bus am nächsten Tag über steile und enge Serpentinen hinauf zu der am Berghang gelegenen Stadt.
Als Erstes ging es zum Teatro Antico di Taormina. Das griechisch-römische Theater aus dem 3. Jahrhundert v. Chr. bietet einen einzigartigen Blick auf die Küste und den Ätna, der sich bei unserem Besuch leider in den Wolken versteckte. Danach spazierten wir noch durch die malerischen Gassen der Altstadt mit vielen kleinen Boutiquen, traditionellen Trattorien und versteckten Plätzen voller italienischem Flair.
Anschließend verbrachten wir ein paar Tage auf einem der wenigen noch geöffneten Campingplätze und genossen Sonne, Meer und sizilianischen Wein.
Ätna
Europas aktivstem Vulkan statteten wir natürlich auch einen Besuch ab. Auf einer gut ausgebauten Straße gelangt man von Catania aus bis zur Talstation der Seilbahn Funivia dell’Etna (Google Maps) auf 1.923 m Höhe. Auf einem der Parkplätze verbrachten wir unsere bisher kälteste Nacht in Italien (6 °C).
Am nächsten Tag ging es mit der Seilbahn auf 2.500 m und von dort aus mit einem 4×4-Kleinbus noch einmal 500 m weiter nach oben. Dort erwartete uns ein Guide, der uns einiges über den letzten Ausbruch im August 2024 erzählte und uns zu zwei Nebenkratern führte, aus denen es noch leicht rauchte. Auch einer der vier Hauptkrater rauchte noch, und es roch deutlich nach Schwefel. Die Aussicht und die unwirkliche Vulkanlandschaft waren wirklich beeindruckend.
Auf dem Weg nach unten machten wir noch bei einem Cache Halt, der in einem von der Lava verschluckten Haus lag.
Capo Passero – südlichster Punkt Italiens
Bei Portopalo di Capo Passero fuhren wir zum Capo Passero (GoogleMaps), dem südlichsten Punkt Italiens (wenn man Lampedusa ignoriert). Hier treffen das Ionische und das Mittelmeer aufeinander. Wenn man der Inschrift unter der Jesus-Statue dort glauben darf, landeten am Capo Passero Odysseus, als er von Troja zurückkehrte, UND der heilige Paulus auf seiner Rückreise von Malta nach Rom.
Unser persönlicher Fun Fact:
Hier endet auch der Europäische Fernwanderweg E1. Noch im Juli Standen wir am Start des E1, am Nordkap.
Val di Templi bei Agrigent
Das Tal der Tempel bei Agrigent beherbergt einige der am besten erhaltenen Tempel der antiken griechischen Welt, eingebettet in eine Landschaft aus Oliven- und Zitronenbäumen. Besonders beeindruckend ist der Concordia-Tempel mit seinen über 2.000 Jahre alten Säulen.
Tipp: Am unteren Ende im Tal parken (Google Maps) und mit einem Taxi für 3 € p. P. zum oberen Eingang fahren lassen. Dann geht es auf dem Weg durch die archäologische Stätte immer leicht bergab.
Cultural Park Farm in Favara
In Favara, einer ziemlich heruntergekommenen Stadt, besuchten wir das Kunstprojekt Cultural Park Farm (Google Maps). In mehreren Häusern und Innenhöfen gibt es viel bunte, moderne und verrückte Kunst zu sehen. Besonders hat uns das „Casa di Bacco“ gefallen, das komplett gelb-schwarz bemalt ist.
Westküste
Von Agrigent aus tingelten wir langsam die Westküste entlang mit einigen sehr schönen, einsamen Übernachtungsplätzen. Bei den Salinen von Trapani spazierten wir durch die Salinen und kauften natürlich Fior di Sale (das italienische Fleur de Sel).
Marsala
In Marsala machten wir noch kurz Halt – die heruntergekommene Stadt gefiel uns überhaupt nicht, und da es noch zu früh für einen Marsala-Wein war, fuhren wir schnell weiter.
San Vito Lo Capo
Umso besser gefiel uns San Vito Lo Capo (GoogleMaps), das auf einer Landzunge im Nordwesten von Sizilien liegt. Das Örtchen ist offensichtlich sehr touristisch geprägt, mit einer kleinen Fußgängerzone und einem sehr schönen Strand. Das Meer war hier ganz besonders blau und auch noch sehr angenehm zum Baden.
Palermo
Bevor es auf die Fähre nach Sardinien ging, verbrachten wir noch einen Tag in Palermo. Tipp: Wer einen Adrenalin-Schub braucht, muss nur zur Mittagszeit durch Palermo fahren. Wir schafften es zum Glück unbeschadet zu einem zentralen Stellplatz, von wo wir zu Fuß weiter zur Altstadt marschierten. Vom Palazzo dei Normanni, dem ältesten königlichen Palast Europas, ging es zur Kathedrale, deren Architektur ein Mix aus arabischen, normannischen und barocken Stilen ist. Weiter ging es die Via Vittorio Emanuele hinunter zum Quattro Canti, einem symmetrischen Platz, der die vier historischen Stadtteile Palermos verbindet.
Die andere Seite von Sizilien
Sizilien ist voller Kultur und tollen Landschaften, hat aber auch ein paar unschöne Seiten:
Müll
Sizilien hat ein Müllproblem. Überall, wirklich überall liegt Müll. Nicht nur weggeworfene Picknickreste, sondern volle Hausmülltüten, die in der Landschaft entsorgt werden. Zum Teil sieht es so aus, als hätte die Müllabfuhr einfach in den Straßengraben entladen. Für uns Camper ein doppeltes Problem: Zum einen ist es nicht sehr schön, neben Müllhaufen zu übernachten oder am Strand im Müll zu sitzen; zum anderen hatten wir echte Probleme, unseren Müll zu entsorgen, da es kaum öffentliche Mülleimer gibt.
Armut
An der Küste und an den Hotspots wie Taormina, wo mit Tourismus Geld verdient wird, fällt es nicht ganz so auf. Aber im Inland gibt es doch sehr heruntergekommene Orte. In Favara kamen wir an einer ganzen Straße vorbei, die aus verfallenen Häusern und Müllbergen bestand. Arbeitsplätze gibt es meist nur schlecht bezahlt im Tourismus und in der Landwirtschaft. Die Jugendarbeitslosigkeit liegt bei 60 % (Quelle: spiegel.de – Siziliens Sorgenkinder).
Die beiden Bilder zeigen keinen LostPlace, sondern Straßen in Favra.
Mafia
Don Corleone aus „Der Pate“ ist gar nicht so fiktiv: Auch heute noch stammt eine der einflussreichsten Mafia-Familien aus dem kleinen Bergdörfchen Corleone.
Da das Hauptgeschäft der Mafia auf Sizilien aus Schutzgelderpressung, Drogenhandel und Geldwäsche besteht, muss man als Tourist nicht um Leib und Leben fürchten. Die „normale“ Kleinkriminalität wie Autoeinbrüche und Taschendiebstahl gibt es auf Sizilien nicht mehr als in anderen italienischen Regionen. Allerdings sollte man sich bewusst sein, dass auf Sizilien fast jedes Geschäft, Restaurant, Campingplatz etc. das „Pizzo“ (Schutzgeld) bezahlt, und man als Besucher unwissentlich die Mafia mit unterstützt. Mittlerweile gibt es Initiativen wie Adiopizzo, die ein mafiafreies Reisen anbieten.
Quellen:
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1 Kommentar
Ihr Lieben wunderschöne Reportage über Sizilien. Mit dem kleinen Van sind wir damals auch beimÄtna hoch gefahren..habe noch einen Lavastein. Super da Euch Cap San Vito auch so gefallen hat. Liebe Grüße Claudia